Montag, 22. Juni 2009

Und wieder eine Woche rum...

...und was soll ich sagen: Es gefällt mir immernoch! Und ich habe wieder Neues gelernt:

Ich nehme jetzt seit etwas über einer Woche aktiv am öffentlichen Straßenverkehr teil. Ich weiß, ich habe die Fahrweise der Argentinier schon hier und da erwähnt, es dann aber selbst auch so zu tun, ist noch etwas gaaanz anderes. Und tatsächlich - es funktioniert! Ich lebe! Und es macht sogar Spaß! Also das Auto fahren... leben natürlich auch. Wie (bzw. ob!) man hier eine Fahrschule besucht, ist mir gänzlich schleierhaft. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Es göbe da zwei Möglichkeiten:
  • Variante 1: Man lernt es schon so.
    Das würde bedeuten, der Fahrlehrer setzt sich zu dir ins Auto und sagt: "Joa, fahr mal los," ohne auch nur einmal über Regeln gesprochen zu haben. Man muss halt vorsichtig fahren, auf die anderen achten und gute Reaktionen haben. Welch lobenswertes Unterfangen! Denke man doch mal daran, wie in "good old Germany" das komplette Verkehrssystem zusammenbräche, wenn alle fahren würden, wie sie wollten, und Unfälle nur dadurch verhindert werden, dass man auf sich achtet. In Deutschland undenkbar! ICH darf jetzt fahren, also fahre ich! *Boing* Aber hier, hier funktioniert es! Unglaublich, aber wahr... Und noch nie wurde ich böse angehupt oder auch nur angeguckt, wenn ich jemandem vor die Karre gezogen bin. Nur so kommt man hier voran, und jeder weiß das.

  • Variante 2: Man lernt es "richtig",
    so mit Regeln und so... wird während der Fahrschulzeit immer der Letzte in allen Autoschlangen sein, immer ewig an der Kreuzung stehen und darauf warten, dass der, der links von einem steht, ja jetzt auf dich warten sollte... Hmm, vielleicht. Aber in dem Moment der Führerscheinübergabe verhält es sich wie beim "Blitzdingsen" in dem Film "Men in Black". Der RAM ist sofort komplett gelöscht, alle Regeln weg, und der Fahrneuling guckt nur ungläubig auf seine Lizenz und denkt... "Geil...! Vamos!"
Wie auch immer, ich fahre und es ist herrlich! Wie ich allerdings in Deutschland wieder mental umschalten soll, ist mir noch komplett schleierhaft. Also hupt mich bitte nicht an, wenn ich euch schneide. Ich weiß es nicht mehr besser... ;-)

Joa, was war noch?
Samstag war endlich mal typisches Winterwetter in Buenos Aires: 12° Nieselregen. Da fühlt sich der Deutsche doch mal zuhause. Ein guter Tag fürs Kino also. Ich habe Terminator 4: La Salvación geguckt! Wer jetzt denkt, er habe ein déjà-vu, der hat auch eins, denn ich habe das tatsächlich schon letzte Woche geschrieben. Mein Kollege wollte den Film auch gern sehen, und ich habe ihn mir auch gerne ein zweites Mal angesehen, um vollständig hinter dieses tiefgründige Epos zu steigen. Aber was mir schon beim ersten Mal aufgefallen ist, wurde jetzt noch deutlicher:
Die Argentinier halten nicht viel von FSK und Altersfreigaben. Und so war es das normalste der Welt, seine Kinder mit in diesen Kuschelfilm zunehmen. Allein die Trailer vor dem Film für diverse Horrorstreifen haben mich schon geschockt. Und dort saßen 5-Jährige in den Reihen und starrten vergnügt auf die Leinwand, von den ab und zu quängelnden Babys mal ganz abgesehen. Ok, die Kinder verstehen den Film sowieso nicht. Also nicht nur rein von der Handlung her, sondern halt überhaupt nicht. Ich hatte ja erwähnt, dass die Filme in Original-Ton mit spanischem Untertitel laufen. Nun können die Kinder sicher kein Englisch, und lesen können sie garantiert auch noch nicht. Was also machen die hier? Sind Babysitter so teuer?? In mir keimt eine Geschäftsidee...

Vielleicht halten die argentinischen Eltern diese Art von Filmen aber auch einfach für pädagogisch wertvoll um die Brut auf den harten Alltag in einer großen Stadt vorzubereiten. Wenn ich an den Straßenverkehr denke, erscheint mir das plötzlich wieder völlig logisch...

Sonntag haben wir noch einmal einen Stadtbummel gemacht, diesmal nochmal in San Telmo, wo ich das letzte Mal erst spät abends war. Sonntags tagsüber ist hier die Hölle los! Der berühmte Antiquitätenmarkt in San Telmo lockt tausende Touristen und Einheimische in die z.T. verfallenden Straßen, es gibt allerhand Kitsch, Ramsch und Schund, aber auch sehr schöne alte Sachen. Es gibt Schausteller, die z.B. ein Tango-Puppentheater spielen oder einfach so auf der Straße Tango tanzen. Dazu verkaufen Straßenhändler überall Empanadas und Cortado. Sehr nett! Fotos davon gibt es wie immer hier!

Muchos saludos, bis die Tage! :-)
PS: Ich freue mich auch schon auf zuhause...!

Mittwoch, 17. Juni 2009

Viva Colonia!

...hätte ich gern gesagt am letzten Montag, aber leider waren die Fähren für die Rückfahrt schon komplett ausgebucht. Colonia? Fähre?? Wer mich jetzt für bescheuert hält, sollte mal auf eine detaillierte Karte der Umgebung von Buenos Aires schauen... aber von Anfang an: Ich muss mich zwingen, mindestens jedes Wochenende die Erlebnisse der letzten Woche hier zu verfassen, es passiert nämlich so viel, dass ich es sonst vielleicht vergesse. Außerdem werden die Posts dann auch zu lang. Also nochmal überlegen...:

Am vorletzten Sonntag dem 7. Juni habe ich den wohl lautesten Film im Kino gesehen, der je mein Gehör gefährdet hat: Terminator: La Salvación!
Was soll ich sagen?! F-E-T-T! Der hatte einfach alles: Liebe, Poesie und jede Menge Geballer. Hier guckt man übrigens in der Regel Filme mit Original-Ton und spanischem Untertitel. Das ist toll, so kann man noch im Kino lernen. Kann man das dann eigentlich als Lernmaterial bei der Steuer angeben...? No sé.

Tja, unter der Woche passiert abends nicht viel, außer Essen gehen. Freitag früh haben wir zufällig eine nette Bar in Fußwegweite entdeckt und für einen Cortado genutzt. Das ist das liebste Kaffee-Getränk der Porteños, wie die gebürtigen Einwohner von Buenos Aires heißen: Ein Espresso mit Milch. Yummie. Da haben wir uns dann gleich vorgenommen, diese Bar mal abends zu erkunden. Und so kam es dann am Samstag. Der eine oder andere Tequila Sunrise und Rotwein gingen über den Tisch und auf einmal... -PENG!- war die Bude rappeldickevoll! Wir haben gar nicht bemerkt, wie die Musik Stunde um Stunde um 20dB lauter wurde. Auf einmal rockte die ganze Bar und es wurde viel getanzt. War schön, kann man mal machen! :-) Der Daumen im Bild gehört Marcello unserem Camarero (Kellner), der uns sofort für den Abend adoptiert hat. Wer genau hinsieht, erkennt Fußball-Schals an der Wand, darunter auch FC Schalke und Bayern München. Ich glaube, wenn ich einen Hannover96-Schal mitbringe, habe ich die Rotwein-Flatrate auf Lebenszeit. Hier kommen wir wieder her...

Sonntag, 14. Juni 2009.

Buenos Aires liegt entgegen vieler Meinungen nicht am Meer, sondern am Río de la Plata, dem 290 km langen und bis zu 220 km breiten Mündungstrichter der großen südamerikanischen Ströme Paraná und Uruguay. Nur ein paar Minuten entfernt von uns liegt Tigre, das direkt am Delta dieses eindrucksvoll braunen Gewässer liegt, genauer am Río Luján, der dort in den Río de la Plata mündet. Und genau hier kann man tolle Barkassenfahrten durch die vielen Seitenarme des riesigen Gewässers machen. Karte: Hier!
Ja, das Wasser ist wirklich so braun... und 2,5 Stunden waren vielleicht auch ein bisschen lang, aber es war auch sehr schön. Lauter kleine Häuschen mit kleinem Anleger, darunter prunkvolle Anlagen und einfache Bretterbuden, alles dabei. Ab und zu liegt mal ein altes, verrottendes Schiff am Rand. Das Bild passt zu den Autos in der Stadt...
Ob an diesem Prachtstück ein Werbeplakat für Immobilien gut angebracht ist? Marketing ist einfach alles!
Im Webalbum sind noch ein paar mehr schöne Fotos von der Tour, und auch vom Abend, als wir in Palermo Hollywood (ja, der Stadtteil heißt wirklich so und liegt neben Palermo Soho) noch etwas shoppen waren.

Am Montag hatten wir frei, denn in der Woche vorher war ein Feiertag. Die Argentinier sind nämlich so schlau, alle nicht datumsgebundenen Feiertage auf den folgenden Montag zu legen, sodass man dann immer ein langes Wochenende hat. Keine schlechte Idee, oder? Wir wollten diesen freien Tag, ab dem die Geschäfte in Buenos Aires sicherlich zu haben, mal auswärts nutzen und wollten eine Tour nach Colonia starten. Colonia del Sacramento ist ein verschlafenes Städtchen in Uruguay, auf der anderen Seite des Río de la Plata, mit der Schnellfähre in einer Stunde zu erreichen. Leider waren so viele Argentinier wohl nach Uruguay gefahren, dass die Rückfahrten nach BsAs komplett weg waren. Die Alternative war eine typische Touri-Bustour durch die Stadt, um hier und da, wo es schön zu sein scheint, mal auszusteigen und ein bisschen die Gegend zu erkunden.
So stiegen wir in Recoleta
am schon bekannten Künstlermarkt aus, dann nochmal im Microcentro an der Plaza de Mayo und schließlich noch in La Boca, dem "Linden" von BsAs mit seinen bunt bemalten Fassaden. Hier, im Fußballclub der "Boca Juniors" ist Diego Maradona ein Star geworden und wird noch heute göttlich verehrt.
Zwischen den Stationen haben wir jede Menge Denkmäler, Statuen und Monumente gesehen und uns gerade noch rechtzeitig vor den tief hängenden Ästen geduckt.
Auf der Rückfahrt von La Boca waren vielleicht noch 5° oben im offenen Bus, aber wir haben die Kälte lächelnd ertragen - vielleicht war aber auch einfach nur das Gesicht eingefroren.

Soviel erstmal wieder von mir. Ich wünsche allen auf der Nordhalbkugel einen tollen Sommer!
Muchos saludos y abrazos,
Olli

Hier nochmal zu den Fotos...

Sonntag, 7. Juni 2009

Der erste Tango...

Am gestrigen Sonntag habe ich die erste Tour von ziemlich genau 5km zu Fuß durch die Stadt hinter mich gebracht. Bei 10°C und bewölktem Himmel musste man sich dafür ab und zu mit heißen Getränken etwas aufwärmen... Umso stolzer bin ich aber, die folgenden Locations nun persönlich gesehen zu haben, und zwar in dieser Reihenfolge per Fußmarsch:
  • Der Künstlermarkt in Recoleta
    Hier verkaufen handwerklich begabte Händler allerhand Krams, hauptsächlich natürlich an Touristen. Schmuck, Bilder, Taschen, und die typischen argentinischen Mate-Utensilien, alles dabei! Hier trinkt man nämlich gern Mate, und zwar aus ausgehöhlten kleinen Kürbissen (die Mate) durch Metall- oder Holzhalme (Bombillas). Schmeckte für mich erstmal scheußlich, aber ich will es mögen lernen, weil es so herrlich locker rüberkommt, wenn man damit durch die Stadt geht. Mal sehen...

  • Der Friedhof "Cementero de la Recoleta"
    DAS ist mal ein Friedhof! Keine Löcher inner Erde, sondern nur prunkvolle Mini-Mausoläen, in die man z.T. reingucken kann. Hier liegen die Reichen aus der Zeit der Einwanderer, die hier dann die dicke Kohle gemacht haben. Unter anderem liegt hier aber auch Eva "Evita" Perón...

  • Der Straßentango
    Ok, in diesem Fall war es wirklich eine reine Show für Touristen, aber es war toll! Unglaublich, wie anmutig sich zwei Tänzer bewegen können. Und dabei passte kein Blatt Papier mehr zwischen die beiden... es lag Sexualität in der Luft...
    In meinem Foto-Webalbum ist auch ein kurzes Video davon zu sehen... nicht von mir.

  • Die Avenida 9 de Julio
    Sie gilt als Prachtboulevard und mit 140 Metern Breite und 20 Fahrstreifen als die breiteste Straße der Welt. Man brauchst gute Schuhe, um in einer Ampelphase ganz rüber zu kommen. Absolut beeindruckend! Und hier steht auch...

  • der Obelisk von Buenos Aires
    1936 zur 400-Jahrfeier der Gründung von BA gebaut, ist er das am meisten fotografierte Wahrzeichen der Stadt. Nicht wirklich hübsch, aber recht beeindruckend. Von dort aus schräg rüber zur...

  • Plaza de Mayo
    Der schöne Park ist beherbergt um sich herum eine Kathedrale, das Rathaus und den Palast der Präsidentin, die Casa Rosada, also das "Rosa Haus". Der Palast war allerdings schon rosa, bevor eine Frau das Amt antrat. Man stelle sich mal vor, das deutsche Kanlzlerinnenamt wäre rosa! Naja, obwohl, wenn der Guido mal...?
    Hier war es leider schon ziemlich dunkel, aber die Plaza war trotzdem wunderschön! Dann ging es von dort aus weiter die Straßen runter bis in den Stadtteil...

  • San Telmo
    In einer Fußgängerzone spielte eine junge Jazz-Band eine super Performance, die Leute drumherum fingen sofort an zu wippen. Schade, dass in Deutschland meistens nur Panflötisten oder Akkordeonisten (falls die so heißen) herum stehen...
    San Telmo ist schön, aber schon etwas abgewrackter, als Recoleta, viele Altbauten und viele Antiquitätisten, dazu eine Markthalle und viele gemütliche Bars, quasi das "Linden" von Buenos Aires (für die Hannoveraner). An der Plaza Dorrego habe ich dann mein erstes argentinisches Fußballspiel miterlebt, in der dafür perfekten Bar. Als das 1:0 und damit der Endstand des Spiels gegen Kolumbien fiel (genau, die Verlierer aus unserem Hotel!), wurde es laut und die Stimmung war locker.
Nach dem Spiel dann mit dem Taxi ins Hotel und in die Bar, es war schließlich erst kurz nach 21 Uhr. Dann fiel ich ziemlich geschafft ins Bett und verarbeitete die vielen Eindrücke des Tages. Und es gibt immernoch viel zu sehen... Hier geht es zu meinen Fotos: Klick!

Freitag, 5. Juni 2009

Es wird Winter...

...dabei haben wir Anfang Juni! Ach ja, da war ja was... Südhalbkugel und so. Morgens sind es nun schon mal 5°C, tagsüber werden es noch 12-15°C, in der Sonne ist es sehr angenehm. Im Schatten ist es dagegen ziemlich kalt! Meine erste argentinische Erkältung habe ich bereits hinter mir (Nein, keine Schweinegrippe...), und so konnte ich gestern auch das erste Mal wieder Sport machen.

In dem Hotel, wo ich übergangsweise untergebracht bin, wohnen seit einer Woche auch die Spieler der kolumbianischen Fußball-Nationalmannschaft (ja, die, die nach einem Eigentor belehrend erschossen werden). Deswegen steht die ganze Zeit ein Polizeiwagen vor dem Hotel, mit Blaulicht! Wenn man hier ein Polizeiauto sieht, hat es sowieso immer Blaulicht an, egal ob es an der Straße steht, durch einen McDrive-Schalter (hier: Automac! :-D) oder auf der Autoruta fährt. Auf die Frage, wie sie denn auf sich aufmerksam machen, wenn sie möchten, dass du anhältst, kam nur die Antwort: Oh, das merkst du dann schon! Ich habe nicht vor, es auszuprobieren...

Der Verkehr an sich ist hier für deutsches Gemüt sowieso sehr (sehr!) gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man ersteinmal sein eingebleutes Rechtsfahrgebot, das Überholverbot innerhalb von Ortschaften, das Betätigen von Blinkern und die Beachtung der Höchstgeschwindigkeit hinter sich gelassen hat, geht es eigentlich. Es ist nichts besonderes, wenn man nachts Autos ohne Licht auf der Autobahn sieht (sofern man sie sieht). Das liegt aber in der Regel nicht einmal am Desinteresse der Autofahrer, als vielmehr daran, dass es hier keinen TÜV gibt. Hier fahren Autos, die ich in Deutschland aus Altersgründen noch nie gesehen habe, und die nur noch von Rost zusammen gehalten werden.Leider konnte ich noch keines dieser antiquarischen Schmuckstücke fotografieren. Apropos: Nicht vergessen, ab und zu in meine Bilder zu schauen, ich lade regelmäßig neue hoch: Klick!

Ich denke, morgen werden wir uns irgendwo in einer gemütlichen Kneipe das WM-Qualifikationsspiel Argentinien gegen Kolumbien anschauen.
Liebe Grüße an alle daheim! Am Wochenende gibt es wieder mehr... :-)