Donnerstag, 11. März 2010

Enojar a alguien - jemanden aufregen, verärgern, erzürnen

Ich weiß, ich habe mich hier schon oft über die eine oder andere "Kleinigkeit" der Einheimischen besonders im Straßenverkehr aufgeregt, aber diese Geschichte muss ich noch erzählen! Danach kehrt hoffentlich endlich Ruhe ein... :-)

Wer mich kennt, weiß, dass ich nicht so leicht auf die Palme zu bringen bin, eher die Ruhe in Person, wenn andere bereits zielorientiert mit Barhockern auf den Tresen klopfend ihren Unmut zur aktuellen Musik zum Ausdruck bringen. Ich denke mir eher: Was bringt das Aufregen, das Schimpfen im Auto, das Brüllen am Telefon, das Nörgeln in der Kassenschlange?! Denkt an euren Blutdruck. Es geht dadurch weder schneller, noch macht man sich Freunde. Aber was an diesem Tag geschah, hätte ich mir an Dickfelligkeit nie ausmalen können... so denn:

Es begab sich also zu der Zeit, dass mal wieder ein Einkauf anstand. Der Einkaufswagen, hier liebevoll "Carrito" genannt, war schon relativ voll, als mein Mitesser (mein mitbewohnender Kollege) und ich uns aufmachten, die ideale Kasse zu finden. Die Auswahl der "richtigen" Kasse unterliegt dabei einer ganz klaren Definition persönlicher Präferenzen, z.B. Schlangenlänge, Füllgrad der jeweiligen Einkaufswagen, Anzahl der Personen über 60, Kommunikationsbedürftigkeit des Kassierpersonals, und viele mögliche weitere Faktoren spielen dabei eine Rolle. Ich halte es mir da lieber simpel, suche ich mir doch einfach die Kasse mit der hübschesten Kassiererin. Mann darf nicht vergessen, es gibt hier in Argentinien rein objektiv ziemlich viele Latinas... An dieser Stelle ein freundlicher Gruß an meine hübsche, blonde Frau: Du wirst noch bedauern, was du hier bei den Latinos auslösen wirst...! ;-)

Die ideale Kasse gefunden, eine Dame mit Kind auf dem Arm beim Bezahlen, nur ein Pärchen mit Wagen vor uns - perfekt! Eigentlich läuft es hier, wie bei den Kassen mit Fließbändern in Deutschland: Man parkt den Wagen vor dem Band, positioniert sich dann direkt neben Wagen und Fließband und überträgt die Güter auf das selbige, fein säuberlich getrennt durch die auch hier etablierte Einkaufswarendistanzierungsbarriere (Damit ist umgangssprachlich der Konsumgüterpossessivseparator gemeint). Nachdem der schon etwas ältere Herr und seine Partnerin, wahrscheinlich Tochter, nun ihren Wagen entladen hatten, schritten sie voran an die Kasse - und ließen ihren Wagen stehen. Vor dem Fließband. Genau vor uns. Ich konnte es nicht glauben... Wir haben uns noch darüber lustig gemacht... darauf guckte er mich noch komisch an. Ich wies meinen Kollegen an, doch mal vorsichtig aber bestimmt den leeren Wagen nun neben das Band und unmissverständlich in Richtung dieser Herrschaften zu schieben, so dass er dann in dem schmalen Gang genau hinter ihnen stand. Darauf schaute er nochmal auf den Wagen und auf mich, nach dem Motto:"Hä?". Nun war ich gespannt, was passieren würde, wenn der Bezahlvorgang abgeschlossen sein würde. Er könnte ja dieses deutliche Zeichen unmöglich ignorieren, dachte ich noch so mit meinem letzten Funken Hoffnung im Knopfloch. Ich wurde misstrauisch, als die Dame die Waren schon in ungefähr 25 Plastiktüten auf sämtliche Arme verteilt hatte und auf die Rückgabe des Geldes an ihn wartete. Und danach gingen sie einfach weg. Der Einkaufswagen stand mitten im Gang, stand direkt neben ihm! Jetzt wurde ich das erste Mal in einem Laden laut und rief ihm hinterher:" Permiso...!", was auf deutsch ungefähr soviel bedeutet wie:"Du hast deinen Einkaufswagen vergessen, du blödes, argentinisches Arschl***!!". Er drehte sich nochmal mit einem Blick um, der völliges Unverständnis für die Situation offenbarte. "PERMISO!!" Mein Kollege deutete mir, ich solle es doch einfach gut sein lassen... und weg waren sie... Ich schob den Wagen dann sauer aus dem Gang und schritt zum Bezahlen vor. Die Kassiererin schob mir einen Blick über das Fließband, der irgendwo zwischen "Leute gibt´s!" und "Was hast DU denn??" lag. Ich glaube, dass dieser Typ sich wirklich nicht im geringsten eines Fehlers bewusst war. Er macht das wahrscheinlich immer so. Ich meine, auf dem Parkplatz einen leeren Einkaufswagen einfach hinter ein fremdes Auto zu stellen ist eine Sache, aber DAS, direkt vor uns?! Das war zuviel für mich. Und ich merke auch jetzt wieder, wie mein Blutdruck steigt... und ich denke: Darüber rege ich mich gerne auf! Das macht sogar Spaß!
Im Auto haben wir dann besprochen, wie wir beim nächsten Mal auf solch eine Aktion reagieren: Wir werden die Sache als Good-Cop-Bad-Cop-Act aufziehen. Ich werde brüllen und zetern und auf den Typen zurennen, während mein Kollege mich zurückhält. Dafür müssen wir dringend noch "Er ist es nicht wert!" und "Du bist gerade erst wieder draußen! Er weiß es nicht besser!" auf spanisch lernen. Ich freue mich schon auf meinen nächsten Einkauf...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen