Samstag, 5. Dezember 2009

Festival-Kultur in Buenos Aires

Durch ein Gewinnspiel kamen mein mitbewohnender Kollege und ich an eine Freikarte für das NOKIA Personal (Ein Mobilfunk-Provider wie in Deutschland z.B. Mobilcom) Fest 2009 in Buenos Aires und wollten uns die Chance nicht entgehen lassen, ein paar große Music-Acts mal live zu sehen. Wir also fix nach der Arbeit ab zum Club de Ciudad Buenos Aires, ein großes Outdoor-Veranstaltungszentrum im Herzen der Stadt. Schnell noch eine zweite Karte gekauft für 50 Pesos (knapp 10 EUR!) und rein ins Vergnügen! Hauptact des Abends waren übrigens niemand Geringerer als die Pet Shop Boys! Nun bin ich nicht gerade ein fanatischer PSB-Fan, aber wenn´s doch praktisch umsonst ist?! Unterwegs werden einem hunderte Flyer in die Hand gedrückt, die einen nach dem Festival dann noch hierhin und dorthin einladen. Ich kenne ja After-Show-Partys... aber hier gab es dann Flyer die direkt zur "After-Party" ohne Show einluden... Ob das mit den PSB zusammenhängt? Ich denke ja... So, auf dem Gelände angekommen, hieß es erstmal sich zwischen den 5 Bühnen zu orientieren. Meinem Kollegen dürstete es nach einem erfrischenden Bier. Und wir stellten Fest, dass auf Konzerten in Buenos Aires kein Alkohol verkauft wird. Ernüchterung, im wahrsten Sinne des Wortes, machte sich breit. Gut, dann halt nur Cola und Hamburger. Ein großartiges Festival-Futter übrigens! Überhaupt sind die Argentinier sehr entspannt auf dem Festival, kein Gerempel, kein böses Gegucke. Eine freundliche Stadt! Schließlich kamen dann auch die PSB auf die Bühne und Neil Tennant schmetterte seine maskuline Stimme in die Welt mit allen Neuheiten und nervigen Klassikern. Das Wetter spielte mit, alles schön. Tausende standen um die Bühne herum und praktisch niemand bewegte sich. Ich fand´s ja ein bisschen langweilig, aber mein Gott, es war doch praktisch umsonst... Mein Kollege stand neben mir und grinste zufrieden in sich hinein. Wie man sich 2 Stunden lang nicht bewegen kann, ist mir schleierhaft.

Nur zwei Wochen später waren wir wieder auf dem Weg zu einem Festival, diesmal zum PEPSI Music Festival, wieder im Club de Ciudad. Ein argentinischer Kollege war diesmal auch dabei. Bei diesem mehrtägigen Festival entschieden wir uns für den ersten Tag, Top-Act: The PRODIGY!!! Wer mich kennt, weiß, dass ich seit gut 15 Jahren ein Fan dieser Combo bin. Und nun das erste Mal live - das musste ich sehen! Wie es bei einem Festival zugeht, wusste ich ja nun bereits. Also wieder ab in die Stadt mit dem Taxi, Kollegen gefunden und ab ins Getümmel! Dieses Mal kamen wir spät von der Arbeit und gerade rechtzeitig zum Haupt-Act. Wir haben uns ungefähr 10 Meter vor der Prodigy-Bühne positioniert - die Vorfreude war groß! Dann kamen sie auf die Bühne, die Musik fing langsam an und dann......... explodierte die Welt um uns herum!!! Wir standen mitten in einer gigantischen hüpfenden und schiebenden Menschenmenge, ohne Einfluss auf Richtung oder Geschwindigkeit! Ich war echt erschrocken... bei den Pet Shop Boys lief doch alles so gesittet ab?! Ja, okay, das hier sind The Prodigy... andere Liga. Aber mit soetwas hatte ich einfach nicht gerechnet. Hier ein kleines Beispiel-Video zum besseren Verständnis: Klick! Mit ein bisschen Panik schoben wir uns langsam rückwärts durch die Menge, um ein bisschen Sicherheitsabstand zur Bühne zu gewinnen. Unglaublich. Und dann passierte eine der merkwürdigsten und unwirklichsten Situationen, die ich je erlebt habe: Ich stellte fest: Ich hatte plötzlich kein Handy mehr in meiner vorderen Hosentasche. Ich schaute zu meinem Kollegen und rief: "Mein Handy ist weg!". Er guckt mich merkwürdig an, hatte wohl nicht richtig verstanden und rief "Mein Handy ist weg!". Ich wieder: "Nein, MEIN Handy ist weg!". Er: "Ja, MEINS auch!". Wenn es nicht so traurig gewesen wäre, wäre es sehr lustig gewesen. Das Traurigste dabei: Er hatte sich ja MEIN deutsches Handy geliehen. So hatte ich an diesem Abend also innerhalb von 2 Minuten 2 Handys weniger. So kann´s gehen. Den Rest des Abends verbrachten wir hüpfend in der Menschenmenge, die Hände fest um Schlüssel und Portemonnaie gekrallt. Ich weiß nicht, ob die Telefone beim Hüpfen rausgefallen sind oder ob jemand zugegriffen hat. Ich habe hinterher gehört, dass auf Festivals immer viele Handys geklaut werden. Ok, jetzt weiß ich´s. Doch nicht so eine freundliche Stadt. Letzendlich war es aber trotz allem ein toller Abend, wir hatten viel Spaß und haben auch viel gelernt, haben danach noch ein paar Cocktails in einer Bar in Las Canitas und waren erst spät (bzw. früh) im Bett. Jetzt habe ich wieder ein Handy, sogar 2: Eins fürs Büro und ein Billiges für Festivals. Solange man aus seinen Fehlern lernt, ist alles gut. Mein Gehör ist inzwischen zurückgekehrt, und The Prodigy höre ich übrigens lieber von CD. Ich glaube, ich bin zu alt für sowas...

Montag, 26. Oktober 2009

Das argentinische "Outback", oder: Kein Himmel über Buenos Aires

Viel Zeit ist schon wieder vergangen, seit ich das letzte Mal hier schrub. Dementsprechend viel ist passiert. Ich fange vorn an und versuche mich kurz aber blumig zu halten.
Als ich in mein lokales Domizil einzog, lernte ich gleich ein paar Argentinier mit deutschen Wurzeln in meiner Nachbarschaft kennen, die sich sofort rührend um mich kümmerten, mir alles erklärten und mich natürlich sofort zu einem Asado einluden, der argentinischen Antwort auf die deutsche Grillparty, nur dass es hier zu jeder Jahreszeit und auch mal im kleinen Kreis der Familie stattfindet... Dass der Grill (Die "Parilla") hier mindestens 5x so groß ist wie daheim brauche ich wohl nicht erwähnen.
Die Eltern meiner Nachbarin haben ein Landanwesen rund 300 km südlich von Buenos Aires, wo ich dann mal mit einem Kollegen mit hindurfte. Schon aus der Stadt rauszukommen, war ein Erlebnis, denn seit nun gut 5 Monaten hatte ich kein Land mehr gesehen. Da war wirklich noch etwas hinter den Häusern! Nämlich so weit das Auge reichte: Nichts! Wunderschönes Nichts. Weites, flaches Land mit Wiesen, ein paar Bäumen und hier und da ein paar Kuhherden. Das Wetter war traumhaft, die Natur wunderschön. Das kleine Anwesen mit den Kuhweiden hat rund 1.800 Hektar, das sind 1.800 x 10.000 m² oder auch 1.800 x 4 Morgen, oder ca. 1.800 Fußballfelder, wem das mehr hilft.
Auf dieser Fläche stehen dann ein paar Tausend Rinder frei rum, so ungefähr 3.000. Die Dunkelziffer weiß keiner so genau, manchmal sterben welche, manche werden geboren. Es gibt vier angestellte Original-„Gauchos“, die den ganzen Tag nicht viel anderes machen, als das ganze Land abzureiten und nach den Tieren zu schauen, hier und da einen Zaun reparieren und versuchen, die Bestandsliste möglichst aktuell zu halten. Falls mal ein Tier stirbt, ist das nicht schlimm. Es bleibt liegen und ist irgendwann weg. So läuft das hier, warum auch nicht.
Außerdem gibt es auf dem Land viele Eukalyptusbäume, leider ohne Koalabären, und jede Menge Molitas, die argentinischen Gürteltiere. Leider habe ich kein Lebendiges gesehen, mir aber fest vorgenommen, eins zu finden und zu fangen, nur für ein paar Fotos. Die sind einfach zu niedlich! Apropos, vor kurzem hatte ich in meiner Straße meine erste Begegnung mit einem Opossum. Auch total süß! Naja, und die Spinnen habe ich ja schon reichlich als Fotomotive veröffentlicht. Eine davon habe ich gefangen und vor dem Kammerjäger gerettet. Sie lebt nun in einem großen Glas bei mir und bekommt jeden Tag Insekten. Wer mich kennt, weiß, dass meine Spinnen in Deutschland immer Klaus hießen (Klaus I bis Klaus III). Hier habe ich mich für Juan entschieden. Sehr zur Unfreude meines aktuellen mitbewohnenden Kollegen, der für die Schönheit und Grazie dieser beeindruckenden Tiere nicht viel übrig hat. Sie suchen eher die friedliche Koexistenz.
Nachdem wir also viel übers Land gefahren waren und ein Stündchen in der Hängematte nach einem leckeren Asado verbracht haben, wurde es irgendwann dunkel und ich sah zum ersten Mal den Sternenhimmel der Südhalbkugel. Natürlich gibt es über der Stadt grundsätzlich auch Himmel, aber halt nicht nachts, denn der Dunst, der über Buenos Aires (zu Deutsch: Gute Lüfte!) liegt, lässt fast keinen Stern erkennen. Und mit jeder Minute wurden es mehr und mehr Sterne, wunderschön! Ein toller und aufregender Tag!

Drei Wochen später haben wir einen weiteren Ausflug aufs Land, diesmal in den Nordwesten von BA gemacht, wo wir dann sogar eine halbe Stunde zu Pferd zurückgelegt haben. Der kleine, verschlafene Ort San Antonio de Areco wird in fast jedem Reiseführer als Ausflugsziel angepriesen. Am Ortseingang stellt man die Uhr um gefühlte 50 Jahre zurück. Ich glaube, das richtige Wort hierfür lautet malerisch, oder besser „pittoresk“ (Ja, das schreibt man jetzt wirklich so.). Es ist wirklich niedlich, für einen Tagesausflug ideal. Man kann reiten, essen und andere Sachen machen. Allerdings möchte ich hier auch nicht tot über´m Zaun hängen, jedenfalls nicht für länger. Jedem wie er´s mag.

Neue Erlebnisse im argentinischen Straßenverkehr:
Neulich wurde ich von dem Bus hinter mir böswillig angehupt, weil ich die Frechheit besaß, an einer roten Ampel stehen zu bleiben.
:-D

Abrazos,
Olli

Montag, 19. Oktober 2009

Mal wieder neue Fotos!

Ich weiß, ich bin gerade sehr nachlässig mit meinen Berichten... ich gelobe Besserung!
Aber hier gibt es schon mal wieder ein paar Einblicke ins argentinische Leben, darunter ein Ausflug aufs Land nach Antonio de Areco, einem verschlafenen niedlichen Örtchen ca. 100km westlich von BA, ein paar Bildern vom NOKIA Musicfestival vom letzten Freitag und ein paar Haustiere.


Hier ist eine Diaschau:






...und hier der Link zum Webalbum zum in Ruhe anschauen: Klick!

Liebe Grüße aus der Ferne, wo es gerade kräftig sommert (Gibt es das Wort??)!

Mittwoch, 16. September 2009

Umlufttaste

In Argentinien fährt man gern Auto, weil es auch Spaß macht. Ein Gefühl von Freiheit, solange man auf den Verkehr achtet. Verkehrsregeln sind hier wie schon einmal erwähnt eher theoretischer Natur. Und es gibt jede Menge Autos: Alte, neue und ganz alte Autos. Was könnte die wichtigste Funktion im Auto sein? Die Hupe, wie in Italien? Das Gaspedal, wie in Deutschland? Ich gebe zu, ich hätte diesen Eintrag vielleicht nicht danach benennen sollen, aber diese Art von schlechten Preisfragen ist der Deutsche ja aus dem „Unterschichtenfernsehen“ gewohnt: "Nennen Sie einen Buchstaben mit O".
Es ist die Umlufttaste, denn es kommt vor, dass eins der besagten ganz alten Autos mal vor einem fährt. Und weil es hier anscheinend weder TÜV noch Schadstoffklassen (lach) gibt, kann es schon mal vorkommen, dass man die vor einem liegende Straße für einen kurzen Moment nicht mehr sieht, aufgrund der schwarzen Wolke, die sich da vor einem aus dem Auspuff schlängelt, oder aufgrund der kurzzeitigen Kohlenmonoxid-Beneblung, die man in dem Moment unweigerlich durchmacht. So wird der Griff zur Umlufttaste zu einem natürlichen Überlebens-Reflex des Fahrers, bei dem er, einer Kobra nicht unähnlich, blitzschnell vorstößt um die lebens- und Atemluft rettende Taste zu erreichen.
Diese Emissionen sind aber nicht die einzigen der alten, mit tragendem Klebeband liebevoll zusammengeflickten Schlitten. Tommy Jaud beschrieb es in seinem Buch „
Resturlaub“, das hier jedem, der sich grinsend etwas mehr unter Buenos Aires vorstellen möchte, wärmstens ans Herz gelegt sei, mit dem Begriff der „explodierenden Lärmbomben“, die einem im Straßenverkehr entgegen geschleudert werden. Besser hätte es selbst Kafka nicht ausdrücken können (In diesem Zusammenhang fällt mir ein, ich muss noch ein Schulbuch mit Leihdatum von ´92 dringend zur Bücherei zurückbringen…).
Das Gerede über Emissionen bringt mich zu einem wichtigen Thema: Argentinien und der Umweltschutz. Zugegeben ein brisantes Thema, ich begebe mich auf dünnes Eis und muss nun wahrscheinlich die Rache Christinas fürchten…
Ein paar Wochen in diesem Land und ich frage mich ernsthaft, wieso ich in Deutschland jemals meinen Müll getrennt habe. Flaschenpfand? Was ist das denn?? Wieso verschwenden wir in Deutschland einen großen Teil unseres Lebens mit dem Sammeln und Trennen von Flaschen, dem Schnüren von verschiedensten Müllsäcken und dem Auswaschen von Joghurtbechern, wenn es anderen z.T. wesentlich größeren Ländern auf unserer Erde dermaßen am Rektum vorbei geht? Ich sage es jetzt laut und deutlich: Weil es jemand tun muss! Das ist unser Geschenk an die Nachwelt, und damit grenzen wir uns von denen ab, die sich keine Gedanken um selbige machen. Die ewige Frage „Warum ich, wenn die anderen doch…“ muss ein für alle Mal der Vergangenheit angehören. Ich für meinen Teil habe ein ziemlich mieses Gewissen, all meinen Hausmüll in eine Tüte zu stopfen und in die Tonne zu werfen, aber ich komme hier nicht drumherum. Und so versuche ich für mich selbst ein Zeichen zu setzen, indem ich meinen Einkaufswagen in die dafür vorgesehene Parkposition zurückbringe und nicht mitten auf dem Parkplatz stehen lasse, und indem ich meinen Müll in öffentliche Mülleimer und nicht auf die Straße werfe und indem ich die Fenster schließe, wenn die Heizung läuft. Und dann kann ich wieder einigermaßen ruhig schlafen. Denkt mal drüber nach.
Mann, das war jetzt ja fast ein bisschen Kafka-esque…
Hier habe ich noch einen interessanten Bericht im Netz gefunden:
Klick!

Freitag, 21. August 2009

Fluggeschichten

Endlich ist es Sommer geworden… nein, nicht in Argentinien, in Deutschland! Ich bin in meinem 2. Heimurlaub und kann endlich mal ein paar Sonnenstrahlen genießen. Ein winziger Vorgeschmack auf das, was mich noch in meinem ersten argentinischen Sommer erwarten wird.

Nach weiteren 14 Stunden Übernacht-Flug und nörgelnder Betreuung von Lufthansa-Flugbegleiterinnen bin ich endlich mal wieder zuhause und freue mich auf Dinge, die mittlerweile etwas Besonderes geworden sind: Richtiges Brot, Brötchen am Wochenende und gutes, deutsches Klopapier (fragt lieber gar nicht erst. Nur soviel dazu: Gefühlt 0,5-lagig). Man lernt wieder Dinge zu schätzen, die eigentlich alltäglich sind. Eine interessante Erfahrung.

Eine weitere interessante Erfahrung, die ich bislang boykottiert habe, ist die des Trinkens von Tomatensaft in Flugzeugen. Ich mag keinen Tomatensaft und hatte weder die Veranlassung gesehen, daran etwas zu ändern noch dieses Mysterium zu ergründen, warum Tomatensaft in Flugzeugen scheinbar viel besser schmeckt, als sonst. Vor kurzem habe ich eine Studie gelesen, die besagte, dass der Konsum von Tomatensaft zu über 4% in Flugzeugen stattfindet, wohingegen z.B. Orangensaft unter 1% im Flieger verabreicht wird. Welche Fragen ergeben sich hieraus?


  1. Besitzen die Fluggesellschaften zur Abdeckung dieser gigantischen Bedarfe eigene Tomatenplantagen oder Rahmenverträge mit Saftherstellern in aller Welt?
  2. Wer hat die Zeit und das Interesse, solche Studien durchzuführen oder zu lesen??
  3. Was sind nun die eigentlichen Hintergründe des Konsums von zerdrückten Tomaten mit Salz und Pfeffer in den engen Economy-Plätzen im Flugzeug, in denen man sich gut und gerne mit den Knien die Ohren zuhalten kann?

Soweit ich noch weiß, gab es mehrere Gründe, darunter dass ein Flug etwas Besonderes ist, wo man auch mal etwas trinkt, was man sonst nicht kaufen würde (weil es ja eklig ist), oder der pure Neid der Menschen, die unbedingt das trinken wollen, was die anderen trinken. Was bei mir nun der Auslöser war, weiß ich nicht mehr genau, wahrscheinlich aber Grund Nr. 3: Neugierde. Was ist dran an diesem Mysterium? Zumal immer genau dann, wenn der rote Saft serviert wird, heftige Turbulenzen auftreten und man insgeheim hofft, dass die Tellertaxis sich nun hoffentlich gleich den ganzen Saft auf die weißen Blusen kippen, damit das Flugzeug dann aussieht, als sei man zu Gast bei einem Vampirfilmdreh. Nachdem sie beiden Franzosen in den Sitzen neben mir nun ihren „Orange Juice“ bestellt hatten, schaute mich die Dame mit einem Blick an, der zu hießen schien: „Wollen Sie etwa auch was trinken??“ Ich sagte nur „Tomate“. Das Fehlen von Subjekt und Prädikat ließ sie sichtlich zögern, ihre immense Stirn runzelte sich zu einem frisch abgeernteten Rübenacker, sie schob die Oberstudienratsbrille zurecht und fragte dann: „TomatenSAFT?“ Sie hatte mich eiskalt durchschaut. Ich nickte laut und fügte die obligatorische aber grammatikalisch katastrophale Döner-Bestellfloskel „mit alles!“ hinzu (Das „ohne Zwiebeln“ habe ich mir aber gespart). Ich versuchte den Pfeffer unterzurühren, was nur mit Mühe gelang, und probierte. Ich find´s lecker! Ich werde es beim nächsten Flug wieder bestellen! Aber zuhause kaufen? Iiiiiiihhhh…. Nee, lass ma. (Hab den Link noch gefunden)

Zum Abschluss noch ein paar interessante Dinge zum Nachdenken:

  • Letztens ist mir abends nach der Arbeit auf der Ruta Panamericana auf der linken Spur im Dunkeln mittig ein Fahrradfahrer entgegengekommen. Ohne Licht. Ich weiß, diesen Satz muss man 2x lesen… Ohne Worte.

  • Warum ist an Ampelkreuzungen oft die Linksabbiegerspur rechts von den Geradeausspuren?
Ich war bin diese Woche im sonnigen (!) Hamburg und habe mein Studium erfolgreich hinter mich gebracht! Ich bin frei und kann mich nun voll und ganz auf Argentinien konzentrieren!!! :-D

Saludooos!

Dienstag, 4. August 2009

Siga la vaca!

Hola a todos!

Es ist mal wieder Zeit für einen neuen Bericht aus dem winterlichen Buenos Aires, damit die einzelnen Einträge nicht zu lang werden.

Ja richtig, nun ist spürbar Winter. Der Juli war der kälteste Monat in Argentinien, dafür ist es aber auch eigentlich nur zwei Monate im Jahr ungemütlich kalt. Morgens haben wir nun 0°C, auf den Wiesen in den Vororten glitzern die Fußballfelder durch den Raureif, der sich in der Nacht darauf ausgebreitet hat. Wie lyrisch! Der Argentinier stirbt derzeit den Kältetod. Dabei sind die Tage eigentlich trotzdem sehr schön sonnig, und nachmittags sind auch mal 18°C drin. Viele husten und schniefen, und das hat ausnahmsweise dann nicht immer mit der sogenannten Schweinegrippe zu tun. Dieses Schreckgespenst geisterte die letzten Wochen hier täglich durch alle Medien, viele Tausend Infizierte, jede Menge Todesfälle in allen Altersschichten, geschlossene Schulen, etc. Nun ist es mit diesen Nachrichten wie mit allen News: Nach ein paar Wochen sind es keine News mehr und fast vergessen bzw. erfolgreich verdrängt. Die Argentinier küssen wieder, was das Zeug hält (zur Begrüßung). Viel schlimmer ist da die Nachricht, dass die argentinische 1. Fußballliga vielleicht nicht wie geplant am 16. August startet, wenn nicht alle Vereine bis zum 11. ihre Schulden beglichen haben. So eine Fußball-Katastrophe trifft den Argentinier natürlich mitten ins Herz! Wir werden sehen, wie es weiter geht. Der eine hochverschuldete Verein wohnt jedenfalls seit einigen Wochen (!) mit mir hier im selben Hotel... dabei könnten sie sich eigentlich nicht einmal eine Jugendherberge leisten. So sind sie... Mehr Schein als Sein. Und Hauptsache die Haare liegen... Kann man nix gegen ändern...

Ein anderes wichtiges, schon mehrmals angesprochenes Thema ist das Fleisch. Ein paar einheimische Kollegen haben mir aufgetragen, die eine oder andere argentinische Spezialität vom Grill zu probieren. So zum Beispiel Mellojas (sprich: "Meschochas"). Das sei irgendein Stück aus der Nähe des Herzens... naja, man will ja kein Mädchen sein. Also beim nächsten Steak-Abend mal mutig gewesen und Mellojas bestellt. Sah etwas merkwürdig aus... nicht richtig wie Fleisch. Keine Angst zeigen, Fleisch riecht sowas... Die Konsistenz ist sehr gewöhnungsbedürftig, fast glibber-esque. Der Geschmack ist ok! Interessant! Ok, runter damit. Genug Wein zum Nachspülen ist ja da.

Am nächsten Tag habe ich dann mal im Internet nachgeschaut, was ich da nun eigentlich gegessen habe. Die Lösung: Thymusdrüse. Hat schon mal jemand Drüsen gegessen?? Wer genauer wissen will, wo die ist und was die so tagsüber macht, kann mal hier oder da nachschauen. Aber dann werdet ihr es wahrscheinlich nicht mehr probieren. Nichtsdestotrotz sind Mellojas eine der ganz wenigen Fleischarten mit einem hohen Gehalt an Vitamin C! Mir war trotzdem klar, dass ich das nicht wieder bestellen würde.

Eines schönen Tages packte meine Kollegen und mich die Spiel-Lust. Wir sind in den Jumbo-Markt gegangen und haben uns eine argentinische Variante des guten alten „Risiko“ gekauft! So saßen wir dann den lieben langen Abend bei einem Kollegen auf dem Hotelzimmer und haben gespielt Man stelle sich folgende Situation kurz vor: 3 erwachsene Männer in Wohlfühlklamotten, auf dem Tisch mehrere Gläser Wein, dazu eine Weltkarte, auf der kleine Soldaten, Panzer und Flugzeuge stehen. Der Blick der Dame vom Zimmerservice war Gold wert! Wieder unten angekommen hat sie wahrscheinlich so etwas gesagt wie: „Oh nein! Die Deutschen planen wieder was!“. Beim 3. Mal kam dann schon ein männlicher Kollege weil die Dame wohl Angst hatte. Zahlen mussten wir trotzdem. Ich habe daraufhin Lateinamerika besetzt.

Ein paar Abende später war ich zum ersten Mal Gast in einer Restaurantkette, die sich ebenfalls mit dem Grillen von Tieren beschäftigt: „Siga la vaca!“ Zu Deutsch: Folge der Kuh! So einen Grill, in Argentinien Parilla (sprich: Parischa) genannt, habe ich noch nie zuvor gesehen. Hier gehen mehrere Kühe pro Abend drüber… das sah man sofort. Das Prinzip ist einfach und praktisch: Das Fleisch liegt einfach auf der Parilla, man geht hin, zeigt drauf oder nennt etwas und hat es dann auf dem Teller. Kein Bestellen, kein Warten. Dazu eine hervorragende Salatbar für die Beilagen. Quasi ein Fleisch-Fast-Food-Restaurant. Auf dem Gebäude thronen zwei Schlote, die jeder Beschreibung trotzen. Eine Zuckerfabrik wäre stolz darauf. Und die Jungs, die an diesem Grill stehen, kann man auch nur schemenhaft erahnen. Lange Rede, kurzer Sinn: Es war wieder einmal lecker! Und ungesund ist das viele Fleisch auch nicht, denn man isst ja keine fettigen Beilagen wie Pommes oder Bratkartoffeln, auch keine Sahnesoße. Hier komme ich wieder her. „Folge der Kuh“ ist ja schließlich ein Imperativ, dem man sich einfach beugen muss. Und soooviel Auswahl… ich habe Mellojas gegessen.

Montag, 20. Juli 2009

Hey toll...

Es gibt ja eine Diaschau-Funktion...! :-)
Wollte ich nur mal ausprobieren.


Sonntag, 19. Juli 2009

Ein Tag auf dem Amt...

Ich weiß, ich wollte eigentlich wöchentlich schreiben, aber es ist, wie es immer ist - man kommt ja zu nix. In der Zwischenzeit nach meinem letzten Blog-Eintrag war ich eine Woche in der Heimat, um wenigstens ein paar Tage des weltberühmten deutschen Sommers mitzuerleben. Auch hier war es wie es immer ist - Eine Woche Dauerregen. Willkommen zuhause! Naja, vielleicht war es auch ganz gut so, denn mit Freizeit und Entspannung hatte die Woche nicht wirklich viel zu tun, man hätte sich dann nur über die fehlende Zeit umso mehr geärgert. Aber dem Deutschen an sich ist es ja generell zu heiß, zu kalt, zu nass oder zu trocken (Volker Pispers).

Was ist sonst noch passiert? Wieder in Argentinien, bin ich mittlerweile zu einem echten "unsicheren Einwohner" geworden, so besagt es mein Certificado de Residencia precaria. Der erste Schritt auf dem Weg zu einer echten Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis. Der Aufwand an Zeit und Papier, der dafür bis jetzt nötig war, kann an dieser Stelle nur sehr oberflächlich behandelt werden, da der Blog sonst schnell an seinem begrenzten Datenvolumen erliegen würde... An dieser Stelle verneige ich mich und huldige den deutschen Beamten, diesen fleißigen Bienchen, die die deutschen Behörden so effizient und geradezu dekadent ausgestattet erscheinen lassen - jedenfalls im Vergleich zu Argentinien! Gleichzeitig hoffe ich, dass dieses kein deutscher Beamter liest (hallo Martin!), um nicht auf den Gedanken zu kommen, sein Arbeitstempo noch weiter verringern zu wollen, so dieses denn möglich ist. Soweit ich weiß, ist Wärme definiert als die Geschwindigkeit der Bewegung von Teilchen, d.h.: Je kälter ein Material ist, desto langsamer bewegen sich seine Atome. Beim absoluten Nullpunkt von 0°Kelvin (ca. -273,15°C) kommen die Teilchen quasi komplett zum Stillstand, dann ist es aber auch schon sehr, sehr kalt. Achtet mal darauf, ob die Beamten, denen ihr im Amt gegenüber sitzt, dick angezogen sind...
Komischer Weise waren die argentinischen Beamten locker und luftig gekleidet. Das mag an der Südhalbkugel liegen, hier ist ja alles andersherum: Sommer ist Winter, oben ist unten, teuer ist billig und "ahoramismo" (deutsch: Jetzt, sofort, ohne Verzögerungen) bedeutet "Du kannst warten, bis du schwarz wirst". Genau weiß ich das aber nicht. Jedenfalls habe ich jetzt so ein tolles Zertifikat, und es hat nur 3 Stunden bei der Dirección Nacional de Migraciones, also der Einwanderungsbehörde von Buenos Aires, gedauert. Näher will ich das wie gesagt nicht erläutern.

Gestern Abend war ich mit meinen Kollegen im angesagtesten Club der Stadt (okay, eher in einem der 1000 angesagtesten Clubs der Stadt, es gibt ja ein paar mehr) im Rumi. Klingt komisch, ist aber so (Die "Sendung-mit-der-Maus-Gedächtnis-Floskel"). Okay, mit meinen 30 Jahren war ich eher am oberen Ende der Teilnehmer, aber was tut man nicht für ein bisschen soziales Leben. Vorher einen Tisch zum Abendessen dort reserviert, um 22:30. Das Sushi war miserabel. Ich habe es kaum gegessen, aus Angst, danach in eines der örtlichen Krankenhäuser zu müssen, die ich eher so beschreibe:"Lieber tot stellen, bis der Krankenwagen vorbeigefahren ist". Naja, dafür war das Sushi aber wenigstens 3x so teuer, wie in unserem anderen Sushi-Laden. Um 2 Uhr wurden dann die Tische an die Seite geräumt und die Musik wurde lauter und lauter und lauter... anfangs eher elektronisch, später dann der spanische Fetenhits-Mix. Und alle (!) konnten mitsingen. Was mir positiv gegenüber deutschen Clubs auffiel: Es war überhaupt keine Aggression zu spüren. Wenn man angerempelt wurde, hat der Typ sich entschuldigt, es gab keine bösen Blicke, keine Proleten... einfach alle friedlich und in Feierlaune! Um 7 Uhr (morgens am Folgetag) bin ich dann ins Bett gesunken... und das mit immerhin 30 Jahren! Ich bin schon ein bisschen stolz auf mich. :-)

Nun ist es Sonntag Abend und wie immer frage ich mich um diese Zeit: Was hält die Woche für mich bereit und was kann ich ihr geben? Wir dürfen gespannt sein... wahrscheinlich habe ich gestern Nachmittag meine zukünftige Bleibe gefunden... :-)

Ciao, hasta luego!

Montag, 22. Juni 2009

Und wieder eine Woche rum...

...und was soll ich sagen: Es gefällt mir immernoch! Und ich habe wieder Neues gelernt:

Ich nehme jetzt seit etwas über einer Woche aktiv am öffentlichen Straßenverkehr teil. Ich weiß, ich habe die Fahrweise der Argentinier schon hier und da erwähnt, es dann aber selbst auch so zu tun, ist noch etwas gaaanz anderes. Und tatsächlich - es funktioniert! Ich lebe! Und es macht sogar Spaß! Also das Auto fahren... leben natürlich auch. Wie (bzw. ob!) man hier eine Fahrschule besucht, ist mir gänzlich schleierhaft. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen. Es göbe da zwei Möglichkeiten:
  • Variante 1: Man lernt es schon so.
    Das würde bedeuten, der Fahrlehrer setzt sich zu dir ins Auto und sagt: "Joa, fahr mal los," ohne auch nur einmal über Regeln gesprochen zu haben. Man muss halt vorsichtig fahren, auf die anderen achten und gute Reaktionen haben. Welch lobenswertes Unterfangen! Denke man doch mal daran, wie in "good old Germany" das komplette Verkehrssystem zusammenbräche, wenn alle fahren würden, wie sie wollten, und Unfälle nur dadurch verhindert werden, dass man auf sich achtet. In Deutschland undenkbar! ICH darf jetzt fahren, also fahre ich! *Boing* Aber hier, hier funktioniert es! Unglaublich, aber wahr... Und noch nie wurde ich böse angehupt oder auch nur angeguckt, wenn ich jemandem vor die Karre gezogen bin. Nur so kommt man hier voran, und jeder weiß das.

  • Variante 2: Man lernt es "richtig",
    so mit Regeln und so... wird während der Fahrschulzeit immer der Letzte in allen Autoschlangen sein, immer ewig an der Kreuzung stehen und darauf warten, dass der, der links von einem steht, ja jetzt auf dich warten sollte... Hmm, vielleicht. Aber in dem Moment der Führerscheinübergabe verhält es sich wie beim "Blitzdingsen" in dem Film "Men in Black". Der RAM ist sofort komplett gelöscht, alle Regeln weg, und der Fahrneuling guckt nur ungläubig auf seine Lizenz und denkt... "Geil...! Vamos!"
Wie auch immer, ich fahre und es ist herrlich! Wie ich allerdings in Deutschland wieder mental umschalten soll, ist mir noch komplett schleierhaft. Also hupt mich bitte nicht an, wenn ich euch schneide. Ich weiß es nicht mehr besser... ;-)

Joa, was war noch?
Samstag war endlich mal typisches Winterwetter in Buenos Aires: 12° Nieselregen. Da fühlt sich der Deutsche doch mal zuhause. Ein guter Tag fürs Kino also. Ich habe Terminator 4: La Salvación geguckt! Wer jetzt denkt, er habe ein déjà-vu, der hat auch eins, denn ich habe das tatsächlich schon letzte Woche geschrieben. Mein Kollege wollte den Film auch gern sehen, und ich habe ihn mir auch gerne ein zweites Mal angesehen, um vollständig hinter dieses tiefgründige Epos zu steigen. Aber was mir schon beim ersten Mal aufgefallen ist, wurde jetzt noch deutlicher:
Die Argentinier halten nicht viel von FSK und Altersfreigaben. Und so war es das normalste der Welt, seine Kinder mit in diesen Kuschelfilm zunehmen. Allein die Trailer vor dem Film für diverse Horrorstreifen haben mich schon geschockt. Und dort saßen 5-Jährige in den Reihen und starrten vergnügt auf die Leinwand, von den ab und zu quängelnden Babys mal ganz abgesehen. Ok, die Kinder verstehen den Film sowieso nicht. Also nicht nur rein von der Handlung her, sondern halt überhaupt nicht. Ich hatte ja erwähnt, dass die Filme in Original-Ton mit spanischem Untertitel laufen. Nun können die Kinder sicher kein Englisch, und lesen können sie garantiert auch noch nicht. Was also machen die hier? Sind Babysitter so teuer?? In mir keimt eine Geschäftsidee...

Vielleicht halten die argentinischen Eltern diese Art von Filmen aber auch einfach für pädagogisch wertvoll um die Brut auf den harten Alltag in einer großen Stadt vorzubereiten. Wenn ich an den Straßenverkehr denke, erscheint mir das plötzlich wieder völlig logisch...

Sonntag haben wir noch einmal einen Stadtbummel gemacht, diesmal nochmal in San Telmo, wo ich das letzte Mal erst spät abends war. Sonntags tagsüber ist hier die Hölle los! Der berühmte Antiquitätenmarkt in San Telmo lockt tausende Touristen und Einheimische in die z.T. verfallenden Straßen, es gibt allerhand Kitsch, Ramsch und Schund, aber auch sehr schöne alte Sachen. Es gibt Schausteller, die z.B. ein Tango-Puppentheater spielen oder einfach so auf der Straße Tango tanzen. Dazu verkaufen Straßenhändler überall Empanadas und Cortado. Sehr nett! Fotos davon gibt es wie immer hier!

Muchos saludos, bis die Tage! :-)
PS: Ich freue mich auch schon auf zuhause...!

Mittwoch, 17. Juni 2009

Viva Colonia!

...hätte ich gern gesagt am letzten Montag, aber leider waren die Fähren für die Rückfahrt schon komplett ausgebucht. Colonia? Fähre?? Wer mich jetzt für bescheuert hält, sollte mal auf eine detaillierte Karte der Umgebung von Buenos Aires schauen... aber von Anfang an: Ich muss mich zwingen, mindestens jedes Wochenende die Erlebnisse der letzten Woche hier zu verfassen, es passiert nämlich so viel, dass ich es sonst vielleicht vergesse. Außerdem werden die Posts dann auch zu lang. Also nochmal überlegen...:

Am vorletzten Sonntag dem 7. Juni habe ich den wohl lautesten Film im Kino gesehen, der je mein Gehör gefährdet hat: Terminator: La Salvación!
Was soll ich sagen?! F-E-T-T! Der hatte einfach alles: Liebe, Poesie und jede Menge Geballer. Hier guckt man übrigens in der Regel Filme mit Original-Ton und spanischem Untertitel. Das ist toll, so kann man noch im Kino lernen. Kann man das dann eigentlich als Lernmaterial bei der Steuer angeben...? No sé.

Tja, unter der Woche passiert abends nicht viel, außer Essen gehen. Freitag früh haben wir zufällig eine nette Bar in Fußwegweite entdeckt und für einen Cortado genutzt. Das ist das liebste Kaffee-Getränk der Porteños, wie die gebürtigen Einwohner von Buenos Aires heißen: Ein Espresso mit Milch. Yummie. Da haben wir uns dann gleich vorgenommen, diese Bar mal abends zu erkunden. Und so kam es dann am Samstag. Der eine oder andere Tequila Sunrise und Rotwein gingen über den Tisch und auf einmal... -PENG!- war die Bude rappeldickevoll! Wir haben gar nicht bemerkt, wie die Musik Stunde um Stunde um 20dB lauter wurde. Auf einmal rockte die ganze Bar und es wurde viel getanzt. War schön, kann man mal machen! :-) Der Daumen im Bild gehört Marcello unserem Camarero (Kellner), der uns sofort für den Abend adoptiert hat. Wer genau hinsieht, erkennt Fußball-Schals an der Wand, darunter auch FC Schalke und Bayern München. Ich glaube, wenn ich einen Hannover96-Schal mitbringe, habe ich die Rotwein-Flatrate auf Lebenszeit. Hier kommen wir wieder her...

Sonntag, 14. Juni 2009.

Buenos Aires liegt entgegen vieler Meinungen nicht am Meer, sondern am Río de la Plata, dem 290 km langen und bis zu 220 km breiten Mündungstrichter der großen südamerikanischen Ströme Paraná und Uruguay. Nur ein paar Minuten entfernt von uns liegt Tigre, das direkt am Delta dieses eindrucksvoll braunen Gewässer liegt, genauer am Río Luján, der dort in den Río de la Plata mündet. Und genau hier kann man tolle Barkassenfahrten durch die vielen Seitenarme des riesigen Gewässers machen. Karte: Hier!
Ja, das Wasser ist wirklich so braun... und 2,5 Stunden waren vielleicht auch ein bisschen lang, aber es war auch sehr schön. Lauter kleine Häuschen mit kleinem Anleger, darunter prunkvolle Anlagen und einfache Bretterbuden, alles dabei. Ab und zu liegt mal ein altes, verrottendes Schiff am Rand. Das Bild passt zu den Autos in der Stadt...
Ob an diesem Prachtstück ein Werbeplakat für Immobilien gut angebracht ist? Marketing ist einfach alles!
Im Webalbum sind noch ein paar mehr schöne Fotos von der Tour, und auch vom Abend, als wir in Palermo Hollywood (ja, der Stadtteil heißt wirklich so und liegt neben Palermo Soho) noch etwas shoppen waren.

Am Montag hatten wir frei, denn in der Woche vorher war ein Feiertag. Die Argentinier sind nämlich so schlau, alle nicht datumsgebundenen Feiertage auf den folgenden Montag zu legen, sodass man dann immer ein langes Wochenende hat. Keine schlechte Idee, oder? Wir wollten diesen freien Tag, ab dem die Geschäfte in Buenos Aires sicherlich zu haben, mal auswärts nutzen und wollten eine Tour nach Colonia starten. Colonia del Sacramento ist ein verschlafenes Städtchen in Uruguay, auf der anderen Seite des Río de la Plata, mit der Schnellfähre in einer Stunde zu erreichen. Leider waren so viele Argentinier wohl nach Uruguay gefahren, dass die Rückfahrten nach BsAs komplett weg waren. Die Alternative war eine typische Touri-Bustour durch die Stadt, um hier und da, wo es schön zu sein scheint, mal auszusteigen und ein bisschen die Gegend zu erkunden.
So stiegen wir in Recoleta
am schon bekannten Künstlermarkt aus, dann nochmal im Microcentro an der Plaza de Mayo und schließlich noch in La Boca, dem "Linden" von BsAs mit seinen bunt bemalten Fassaden. Hier, im Fußballclub der "Boca Juniors" ist Diego Maradona ein Star geworden und wird noch heute göttlich verehrt.
Zwischen den Stationen haben wir jede Menge Denkmäler, Statuen und Monumente gesehen und uns gerade noch rechtzeitig vor den tief hängenden Ästen geduckt.
Auf der Rückfahrt von La Boca waren vielleicht noch 5° oben im offenen Bus, aber wir haben die Kälte lächelnd ertragen - vielleicht war aber auch einfach nur das Gesicht eingefroren.

Soviel erstmal wieder von mir. Ich wünsche allen auf der Nordhalbkugel einen tollen Sommer!
Muchos saludos y abrazos,
Olli

Hier nochmal zu den Fotos...

Sonntag, 7. Juni 2009

Der erste Tango...

Am gestrigen Sonntag habe ich die erste Tour von ziemlich genau 5km zu Fuß durch die Stadt hinter mich gebracht. Bei 10°C und bewölktem Himmel musste man sich dafür ab und zu mit heißen Getränken etwas aufwärmen... Umso stolzer bin ich aber, die folgenden Locations nun persönlich gesehen zu haben, und zwar in dieser Reihenfolge per Fußmarsch:
  • Der Künstlermarkt in Recoleta
    Hier verkaufen handwerklich begabte Händler allerhand Krams, hauptsächlich natürlich an Touristen. Schmuck, Bilder, Taschen, und die typischen argentinischen Mate-Utensilien, alles dabei! Hier trinkt man nämlich gern Mate, und zwar aus ausgehöhlten kleinen Kürbissen (die Mate) durch Metall- oder Holzhalme (Bombillas). Schmeckte für mich erstmal scheußlich, aber ich will es mögen lernen, weil es so herrlich locker rüberkommt, wenn man damit durch die Stadt geht. Mal sehen...

  • Der Friedhof "Cementero de la Recoleta"
    DAS ist mal ein Friedhof! Keine Löcher inner Erde, sondern nur prunkvolle Mini-Mausoläen, in die man z.T. reingucken kann. Hier liegen die Reichen aus der Zeit der Einwanderer, die hier dann die dicke Kohle gemacht haben. Unter anderem liegt hier aber auch Eva "Evita" Perón...

  • Der Straßentango
    Ok, in diesem Fall war es wirklich eine reine Show für Touristen, aber es war toll! Unglaublich, wie anmutig sich zwei Tänzer bewegen können. Und dabei passte kein Blatt Papier mehr zwischen die beiden... es lag Sexualität in der Luft...
    In meinem Foto-Webalbum ist auch ein kurzes Video davon zu sehen... nicht von mir.

  • Die Avenida 9 de Julio
    Sie gilt als Prachtboulevard und mit 140 Metern Breite und 20 Fahrstreifen als die breiteste Straße der Welt. Man brauchst gute Schuhe, um in einer Ampelphase ganz rüber zu kommen. Absolut beeindruckend! Und hier steht auch...

  • der Obelisk von Buenos Aires
    1936 zur 400-Jahrfeier der Gründung von BA gebaut, ist er das am meisten fotografierte Wahrzeichen der Stadt. Nicht wirklich hübsch, aber recht beeindruckend. Von dort aus schräg rüber zur...

  • Plaza de Mayo
    Der schöne Park ist beherbergt um sich herum eine Kathedrale, das Rathaus und den Palast der Präsidentin, die Casa Rosada, also das "Rosa Haus". Der Palast war allerdings schon rosa, bevor eine Frau das Amt antrat. Man stelle sich mal vor, das deutsche Kanlzlerinnenamt wäre rosa! Naja, obwohl, wenn der Guido mal...?
    Hier war es leider schon ziemlich dunkel, aber die Plaza war trotzdem wunderschön! Dann ging es von dort aus weiter die Straßen runter bis in den Stadtteil...

  • San Telmo
    In einer Fußgängerzone spielte eine junge Jazz-Band eine super Performance, die Leute drumherum fingen sofort an zu wippen. Schade, dass in Deutschland meistens nur Panflötisten oder Akkordeonisten (falls die so heißen) herum stehen...
    San Telmo ist schön, aber schon etwas abgewrackter, als Recoleta, viele Altbauten und viele Antiquitätisten, dazu eine Markthalle und viele gemütliche Bars, quasi das "Linden" von Buenos Aires (für die Hannoveraner). An der Plaza Dorrego habe ich dann mein erstes argentinisches Fußballspiel miterlebt, in der dafür perfekten Bar. Als das 1:0 und damit der Endstand des Spiels gegen Kolumbien fiel (genau, die Verlierer aus unserem Hotel!), wurde es laut und die Stimmung war locker.
Nach dem Spiel dann mit dem Taxi ins Hotel und in die Bar, es war schließlich erst kurz nach 21 Uhr. Dann fiel ich ziemlich geschafft ins Bett und verarbeitete die vielen Eindrücke des Tages. Und es gibt immernoch viel zu sehen... Hier geht es zu meinen Fotos: Klick!

Freitag, 5. Juni 2009

Es wird Winter...

...dabei haben wir Anfang Juni! Ach ja, da war ja was... Südhalbkugel und so. Morgens sind es nun schon mal 5°C, tagsüber werden es noch 12-15°C, in der Sonne ist es sehr angenehm. Im Schatten ist es dagegen ziemlich kalt! Meine erste argentinische Erkältung habe ich bereits hinter mir (Nein, keine Schweinegrippe...), und so konnte ich gestern auch das erste Mal wieder Sport machen.

In dem Hotel, wo ich übergangsweise untergebracht bin, wohnen seit einer Woche auch die Spieler der kolumbianischen Fußball-Nationalmannschaft (ja, die, die nach einem Eigentor belehrend erschossen werden). Deswegen steht die ganze Zeit ein Polizeiwagen vor dem Hotel, mit Blaulicht! Wenn man hier ein Polizeiauto sieht, hat es sowieso immer Blaulicht an, egal ob es an der Straße steht, durch einen McDrive-Schalter (hier: Automac! :-D) oder auf der Autoruta fährt. Auf die Frage, wie sie denn auf sich aufmerksam machen, wenn sie möchten, dass du anhältst, kam nur die Antwort: Oh, das merkst du dann schon! Ich habe nicht vor, es auszuprobieren...

Der Verkehr an sich ist hier für deutsches Gemüt sowieso sehr (sehr!) gewöhnungsbedürftig. Aber wenn man ersteinmal sein eingebleutes Rechtsfahrgebot, das Überholverbot innerhalb von Ortschaften, das Betätigen von Blinkern und die Beachtung der Höchstgeschwindigkeit hinter sich gelassen hat, geht es eigentlich. Es ist nichts besonderes, wenn man nachts Autos ohne Licht auf der Autobahn sieht (sofern man sie sieht). Das liegt aber in der Regel nicht einmal am Desinteresse der Autofahrer, als vielmehr daran, dass es hier keinen TÜV gibt. Hier fahren Autos, die ich in Deutschland aus Altersgründen noch nie gesehen habe, und die nur noch von Rost zusammen gehalten werden.Leider konnte ich noch keines dieser antiquarischen Schmuckstücke fotografieren. Apropos: Nicht vergessen, ab und zu in meine Bilder zu schauen, ich lade regelmäßig neue hoch: Klick!

Ich denke, morgen werden wir uns irgendwo in einer gemütlichen Kneipe das WM-Qualifikationsspiel Argentinien gegen Kolumbien anschauen.
Liebe Grüße an alle daheim! Am Wochenende gibt es wieder mehr... :-)

Samstag, 30. Mai 2009

Hallo zusammen!
Es scheint, als ob meine E-Mails zurzeit ihre Empfänger nicht erreichen...
Ich weiß nicht, woran es liegen könnte... :-(
Deswegen hier kurz die Info: Es geht mir recht gut, trotz Erkältung.

Wir haben heute eine kleine private Stadtrundfahrt gemacht und haben in Palermo gemütlich gegessen (ja, das ist in Buenos Aires...). Leider regnet es den ganzen Tag. Niemand hat mir vorher gesagt, dass es hier auch regnet. Ich bin ein wenig enttäuscht. Bei Regen verliert diese faszinierende Stadt etwas von ihrem Charme. Naja.
Außer einem guten Essen heute Abend ist nichts weiter geplant. Auch mal schön...

Hasta luego, mi amigos!

Freitag, 29. Mai 2009

Auch ich werde älter...

Und so trete ich nun in die Post-Twen-Phase ein,
andere sagen dazu "BiVi" (Bis Vierzig), wieder andere sagen einfach

30!

Wie auch immer, ich spüre, dass mein Körper langsam nachlässt. Pünktlich zum Lebensjahreswechsel rafft mich meine erste südhemisphärische Erkältung dahin. Estoy resfriado! Aber immerhin habe ich mich weit genug aus dem Staub gemacht, um albernen Spielchen zu entgehen! HA! Und ich hatte extra deswegen vor meinem 30. Geburtstag geheiratet, damit ich nicht fegen musste... Aber dann kam der Polterabend! Naja.

Also bleibe ich den heutigen Tag der Arbeit fern und erhole mich, damit morgen am Samstag ordentlich gefeiert werden kann. Meine lieben Kollegen haben mir einen Geburtstags-Frühstücks-Teller gebracht, der keine Wünsche offen lässt. Das Frühstück ist halt die wichtigste Mahlzeit des Tages! In Argentinien frühstückt man allerdings eher wenig, dafür ordentlich Mittag und vor allem mächtig am Abend! Wer hat nochmal gesagt, dass man abends eher eine leichte Kleinigkeit essen soll? Darüber kann man hier nur lachen (siehe mein Post über das Steak)!
Wobei man hier erst spät Essen geht. Richtig: Der Argentinier geht Essen! Und zwar quasi täglich. Und wenn man als Landsfremder um 20:00 ins Restaurant geht, ist man allein dort. Mit viel Glück ist schon eingedeckt... Möchte man in Gesellschaft anderer Gäste essen, braucht man vor 22:00 eigentlich nicht das Haus verlassen. Aber auch daran gewöhnt man sich. Irgendwann.


Hier noch ein Bild meiner kunstvollen Elektroinstallation. Ich nenne sie "Potentieller Schmorbrand". Nachdem mein Steckdosenadapter ja nicht gepasst hat, habe ich bei einem Straßenhändler zwei solche Exemplare käuflich erworben, musste aber dann auch ernüchtert fest stellen, dass kompatibilität in Argentinien klein geschrieben wird. Aber drin ist drin - ist alles eine Frage des Schwungs!


Und hier noch ein Link für die Freunde der intelligenten Unterhaltung:
Los Simpsons!

So, wo sind meine Taschentücher... ¿Dónde están mi pañuelos...?

Donnerstag, 28. Mai 2009

Fotos...

Meine ersten Eindrücke gibt´s hier in Bildern: Klick!

Mittwoch, 27. Mai 2009

Ein wichtiger Tag im Leben eines Mannes...



Ich kannte dich noch gar nicht,
doch hab ich dich immer vermisst.
Weiß ich doch schon lange,
dass man hier gut und gerne isst.


Als ich dich das erste Mal so sah,
stockte mir gleich der Atem:
Außen perfekt, innen zart rosa,
konnte es kaum erwarten.

Du lagst auf meinem Teller
ohne überflüssige Beilagen,
so versüßtest du mir
das harte Deutschland Good-Bye-Sagen.

Lomo de bife con ensalada,
vino tinto y más.
Verhungern werd ich hier sicher nicht,
hier findet man immer etwas.

Dann warst du verschwunden,
zur Ruh ins Bett ich mich leg´,
und träume von meinem runden
und ersten perfekten Steak!

Adiós Alemania!

So schnell kann es dann plötzlich gehen:

Monate lang passierte nichts - und nun bin ich 12.000 km weit weg in Buenos Aires, der Hauptstadt Argentiniens, dem Land der unbegrenzten... nee... dem Land der aufgehenden... auch nicht!

Was ist Argentinien eigentlich für ein Land?
Mit rund 11,5 Mio Einwohnern im Großraum Buenos Aires wird sich die Anzahl meiner Nachbarn ungefähr um das 1.500-fache steigern. Wahrscheinlich werde ich nie alle wirklich kennen lernen. Vielleicht nicht einmal nur oberflächlich... An diese Anonymität werde ich mich gewöhnen müssen. Aber abwarten - noch kann ich das ja überhaupt nicht beurteilen!


Am Montag dem 25.5.09 um 7:10 in Hannover gestartet (Wecker um 4:00 geklingelt!), dann ab Frankfurt mit einer Kollegin um 10:20 über Paris, den Atlantik, die Wasserfälle von Iguacu, weiter zum "Aeropuerto Internacional Ministro Pistarini de Ezeiza". Nach der Passkontrolle und dem Check auf Schweinegrippe per Infrarotkamera wurden wir dann um 0:15 abgeholt und lagen dann um 4:00 im Bett. In verschiedenen Zimmern natürlich! Und eigentlich war ich ja schon um 23:00 im Bett, denn ich bin ja jetzt 5 Stunden später.


Erster Eindruck: Gemischt. Auf jeden Fall beeindruckend! Den Obelisken oben auf dem Foto habe ich zwar noch nicht gesehen, aber er ist halt DAS am meisten fotografierte Objekt hier.


Wetter: Deutscher Frühling! Herrlich!

Soviel erstmal von hier... es ist jetzt Dienstag Abend, der 26.5., 19:30, und in einer Stunde gehe ich ins Restaurant für mein erstes original argentinisches Steak! Ciao ciao!

PS: Gut, dass ich einen Steckdosen-Adapter habe... der passt wahrscheinlich in der ganzen Welt - nur nicht in ARGENTINIEN!!!

Dienstag, 26. Mai 2009

Angekommen...!

Dies nur zur Info...

Ich muss jetzt schlafen... bin nun 24 Stunden auf den Beinen.

Zum Glück werden mir morgen durch die Zeitverschiebung gleich wieder 5 Stunden gut geschrieben. :-)

Buenos Nachos!